Besuch 2015

Pfingstgottesdienst in der reformierten Kirche Herrliberg mit Schwester Karoline Mayer  

Dass eine katholische Ordensfrau in einer reformierten Kirche die Pfingstpredigt hält, ist nicht gerade „üblich“ – aber für Herrliberg auch nicht so aussergewöhnlich. Erst recht, wenn es sich um Schwester Karoline Mayer handelt. Sie gehört zu unserer Gemeinde, seit Jahrzehnten schon und ihre Projekte sind auch die Hilfsprojekte der Reformierten Kirchgemeinde Herrliberg. Wer fragt da nach katholisch oder reformiert?

Die prächtig mit Blumen geschmückte Kirche war gut gefüllt – mit festlichen, fröhlichen Gästen und mit einer festlichen, fröhlichen Atmosphäre. Eine Zeitungsumfrage vor wenigen Tagen hat ergeben, dass unter jungen Menschen nur noch wenige wüssten, worum es eigentlich an Pfingsten gehe. Da und dort sei noch ein Bild aus einer Kinderbibel in Erinnerung: Menschen mit einem Flämmchen über dem Kopf, erfüllt mit dem heiligen Geist. – Ach wie gut, dass sich dieser heilige Geist nicht so leicht sichtbar machen lässt. Wer möchte von sich sagen, dass er vom heiligen Geist erfüllt sei?

Und doch war so etwas spürbar an diesem Sonntagmorgen in festlich, fröhlicher Gemeinschaft. Schon Im November 1983 war zum ersten Mal die Hälfte des Bazarerlöses unserer Gemeinde für das Werk von Karolina bestimmt. Und dann über viele Jahre immer wieder – und ebenso regelmässig kam Karolina jeweils im Juni nach Herrliberg – für eine Predigt oder für einen Vortrag. Und das also seit 33 Jahren!

Diese langjährige, tiefe Verbundenheit war am Pfingstsonntag spürbar. Wer sich irgendwann einmal von Karolina berühren liess kam zum Gottesdienst. Menschen die sich von ihrer Wärme und Herzlichkeit umarmen liessen – die begeistert und beglückt von Karolina ergriffen wurden. Ehemalige Kirchenpfleger – solche aus den ersten Jahren – solche die irgendwann einmal in Kontakt mit ihr gekommen waren – solche, die sich von ihr ermuntern oder trösten liessen.

Es war tief beeindruckend Karolina zu hören, von ihren Träumen – von ihrer Berufung. Von dem, was der heilige Geist bewirken kann. Viele von uns haben miterlebt, wie sich das Werk «Cristo Vive» ausbreiten konnte, von Chile nach Bolivien und Peru. Dass Karolina immer wieder Menschen findet, die ihre Werke tatkräftig unterstützen, hat mit ihrer Liebe und ihrer Energie zu tun. Mit dem Geist von Karolinas Werk.

Anschliessend an die Predigt hat die Gemeinde das Abendmahl gefeiert. Es ist bewegend, wenn Karolina gemeinsam mit unserem Pfarrer das Abendmahl austeilt. Wer sind wir denn, dass wir bestimmen dürften, wer „würdig“ ist Abendmahl zu feiern! Und da meine ich halt auch wieder, sei etwas vom Geist – vielleicht vom heiligen Geist – zu spüren. Nehmet – esset …

Und so war denn auch die Begegnung anschliessend im Kirchenhügel ein beglückendes Zusammensein – ein wunderbares Treffen im liebevoll geschmückten Saal. Und Karolina mitten drin, unermüdlich, strahlend. Von Geist erfüllt -­‐ was für eine festlich-­‐fröhliche Gemeinschaft.

Pfingsten hat mit dem heiligen Geist zu tun – auch ohne sichtbare Flämmchen. Und dass der Geist in der reformierten Kirche Herrliberg an diesem Pfingstsonntag wehte – oder „brannte“ – davon bin ich überzeugt. Ich habe ihn gespürt.

Ruth Haag