Besuch 2008

Schwester Karoline in Herrliberg

Erste Jahresversammlung des "Unterstützungsvereins Cristo vive Schweiz" am 4. Juni 2008 in Herrliberg

Dass Sr. Karoline zu dieser ersten Jahresversammlung persönlich nach Herrliberg kommen konnte, war für die Mitglieder des Vereins eine grosse Freude. Sie konnte das tun, weil sie vor wenigen Tagen an der Versammlung des grossen Dachvereins "Cristo vive Europa" in Würzburg war - und weil Karoline am 8. Juni mit einer besonderen Ehrung bedacht wird: Sie erhält den Kardinal Frings-Preis in Köln. Eine Anerkennung für das überaus grosse Engagement der bayrischen Ordensfrau in Chile. Mit ihr kam auch Sr. Maruja, die langjährige Mitstreiterin Karolines und ehemalige chilenische Lehrerin. (links Maruja, rechts Karoline).

"25 Jahre Freundschaft zwischen Sr. Karoline und Herrliberg"

So lange ist es her, seit unserer ersten Aktion für das Werk in Chile. Ausgelöst durch die Berichte von Doris und Karl Kistler, die einige Jahre in Santiago de Chile als Lehrer arbeiteten, beschlossen die Reformierte und die Katholische Kirchgemeinde, die Hälfte des Bazarerlöses vom November 1983 für das Werk von Sr. Karoline in Chile zu spenden. Ein Kirchenpfleger aus Herrliberg, der beruflich oft nach Chile reisen musste, brachte das Geld ganz persönlich Schwester Karoline, vollumfänglich, ohne Spesen oder Abzüge, direkt und zuverlässig. So haben wir in Herrliberg ein Stück weit auch das Wachsen der Fundación Cristo Vive miterlebt. Und wir haben dabei während 25 Jahren an den Sorgen und an den Freuden Karolines teilgenommen. Anfänglich waren ihre Rundbriefe in ihrer schwungvollen kräftigen Handschrift angekommen. Freunde haben die Briefe kopiert und verschickt. Später dann war nur die erste Seite "handschriftlich". Heute kommen die Rundbriefe per Internet. Und sie strahlen immer noch genau so viel Engagement und Begeisterung aus wie je.

"Die Ehre Gottes ist, dass der Arme lebt"

Ein Leitwort von Sr. Karoline, das Pfr. Carlo Capaul zu Beginn der Versammlung den Mitgliedern zum Nachdenken mit gab. Er lebt ja, der Arme. Aber wie. Und Leben bedeutet doch nicht einfach vegetieren - leiden - hungern - einsam sein - . Leben heisst wohl vor allem Würde, Gerechtigkeit, Hoffnung, Freude. Wenn Karoline mit aller Energie kämpft für die Würde der Armen, tut sie es zur Ehre Gottes. So war auch ihr begeisternder und ausführlicher Bericht über die Arbeit in Chile, Bolivien und Peru zu verstehen.

"Nie Sorgen mit dem Geld" - Fast ein wenig stolz berichtete Karoline, dass sie nie Sorgen gehabt habe mit den Finanzen. Ihr fast unerschütterliches Vertrauen habe ihr geholfen. Bis  im vergangenen Jahr, als der Chilenische Staat den Beitrag für die Krankenpflegeschule nicht ausrichtete. Zwar war der Beitrag längst zugesagt. Seit Jahren schon leistete die Schule ausgezeichnete Arbeit. Irgendwo aber "klemmte" es - die finanziellen Verpflichtungen wurden grösser und grösser, und die Löhne waren gefährdet. Bis die kämpfende Ordensfrau persönlich beim Finanzministerium vorsprach. Unermüdlich und unnachgiebig sprach sie bei der Regierung vor. Endlich wurden ihr die rund 250'000 Schweizerfranken überwiesen. Das Gesundheitszentrum der Fundación ist längst zu einer "Modell-Einrichtung", zu einem Vorzeige-Spital für Chile geworden.

Sr. Karoline hatte während eineinhalb Stunden vieles zu berichten. Hier kann nicht auf alles eingegangen werden. Da wären die Probleme mit der Berufsausbildung der jungen Chilenen. Die grossartige Berufsschule, an der in gut organisierten Jahreskursen 16 Berufe erlernt werden können, ist ständig ausgebucht. Eine gute Berufsausbildung ist die einzige Möglichkeit, dass die jungen Burschen nicht auf der Strasse landen - und früher oder später der Drogensucht und damit der Kriminalität verfallen.

Eine Drogenstation, mit dem für uns ungewohnten Namen "Thalita kum" betreut rund 50 drogenabhängige junge Männer und Frauen. Ihnen soll mit liebevoller Betreuung und Begleitung geholfen werden, den Weg aus ihrer Sucht zu finden. Der Name "Thalita kum" ist hebräisch und heisst "steh auf". Es ist bewegend, mit welchem  Mut und mit welcher Zuversicht versucht wird, die Drogenkranken  zu motivieren "aufzustehen" und an ihrer Gesundung zu arbeiten. 

Einen grossen Teil der sozialen Arbeit nehmen die Kindergärten ein. Die Kinder der arbeitenden Mütter sind sich selbst überlassen. Betreuung, Ernährung, Geborgenheit kommen zu kurz. Die Kindergärten - hierzulande Kinderkrippen - geben den Kleinen ein Stück Heimat und den Müttern eine enorme Erleichterung.

Bolivien und Peru

Seit einigen Jahren ist das Werk Fundación Cristo Vive auch in Bolivien tätig. In Tirani

werden rund 120 Kinder von Bergbauern - meist Quechua, also indigene Stämme - die Möglichkeit gegeben, eine Schule zu besuchen. Für rund 70 Kinder gibt es eine Aufgabenhilfe. Auch hier ist eine gute Ausbildung die einzige Möglichkeit, aus dem Teufelskreis der Armut auszubrechen. Nach anfänglichem Misstrauen der Bevölkerung, ist das Werk nun bestens integriert. Die luxemburgischen Pfadfinder sind daran, ein Internat für die 120 Berufsschüler zu bauen; und die  katholische Kirchgemeinde Embrach ermöglicht den Bau eines Gemeinschaftshauses.

In Peru ist Vieles noch in den Anfängen. Geplant ist der Bau einer Bewässerungsanlage und die Erstellung eines  Frauenhauses. Die Leiterin des Werkes in Peru ist Ana Maria, eine sehr gut ausgebildete peruanische Krankenschwester, die über Jahre im Gesundheitszentrum in Santiago arbeitete. Sie war im vergangenen November in Herrliberg am "Suppentag". Und für sie will sich unser Verein auch ganz besonders einsetzen.

Unser Unterstützungsverein

Rund 65'000 Schweizerfranken konnte der "FCV CH" den drei Werken in Südamerika überweisen. Erlös aus Suppentag, Kollekten und viele Spenden kamen zusammen. Es ist beglückend sich zu überlegen, was mit diesem Geld alles bewirkt werden kann. Natürlich kann der kleine Schweizer-Verein noch Mitglieder brauchen: Frau Franziska Hildebrand Alberti, ref. Kirchenpflegerin, Präsidentin des Vereins, und Pfr. Carlo Capaul, Quästor, freuen sich, wenn weitere Herrliberger Mitglieder werden. Beide sind gerne bereit, Auskunft zu erteilen.

Die Ehre Gottes ist, dem Armen zu Würde, zu Gerechtigkeit und Selbstachtung zu verhelfen.

Ruth Haag